Wohngebäude könnten mit Wasserstoff betrieben werden, so geht‘s
Willkommen in der Zukunft! Das erste mit Wasserstoff betriebene Wohngebäude ist (vielleicht schon) hier. Eine bereits bestehende Immobilie auf dem Campus der Technischen Universität Delft (TU Delft) wird im Rahmen eines bahnbrechenden Experiments vom Green Lab der TU Delft an ein lokales unterirdisches Wasserstoffnetzwerk angeschlossen.
Wasserstoff ist eine ausgezeichnete Alternative zum Erdgas
Als Teil ihrer Verpflichtungen zum Pariser Klimaschutzabkommen wollen die Niederlande ihre Kohlendioxidemissionen in der gebauten Umwelt bis 2050 auf 0% senken. Wasserstoff ist eine im Überfluss vorhandene und weitaus umweltfreundlichere Energiequelle und damit dem Erdgas überlegen. Ein weiterer Vorteil ist, dass dafür die bereits bestehenden für das Erdgas verlegten Rohrleitungen und regionalen Verteilernetze genutzt werden können. Im Hinblick auf die ‚letzte Meile‘ der Energiebereitstellung – das Mitteldruck-Verteilernetz und der jeweilige Heizkessel – ist allerdings noch viel zu tun, bevor diese zur gegebenen Zeit bereit für die Umstellung auf Wasserstoff ist.
Mehrere Unternehmen experimentieren mit dem Einsatz von Wasserstoff
Aalberts hydronic flow control ist Teil von H2@Home, einer Vereinigung mehrerer Unternehmen, die mit einem möglichst optimalen und sicheren Einsatz von Wasserstoff in einer Wohnumgebung experimentieren. Einer dieser Versuche wird in einem der Häuser von DreamHûs durchgeführt, das zum Feldlabor für nachhaltige Innovation „The Green Village“ der TU Delft gehört. Die Installation im Haus, einem Nachbau eines Wohnblocks aus den 1970er Jahren, wird von Erdgas auf Wasserstoff umgestellt.
Nach Abschluss der Umstellung auf Wasserstoff werden die Wohnungen und das Leitungswasser komplett mit Wasserstoff geheizt. Das Ziel dabei ist, dass die Bewohner*innen im Vergleich zur herkömmlichen Heizkesselanlage keinen Unterschied im Hinblick auf Verwendung, Wärme oder Komfort bemerken. Druck und Temperatur sowie andere Kenngrößen im Wohngebäude werden dann anhand von Fühlern gemessen und die Rohre werden auf Schwingungen und insbesondere auf undichte Stellen hin geprüft. Darüber hinaus werden neue Module getestet und Notfalltests durchgeführt, um genau zu untersuchen, wie realistisch der Einsatz von Wasserstoff als heimischer Energieträger in einer pragmatischen Umgebung wirklich ist.
Das Projekt ist einmalig in Europa
Das H2@Home Projekt ist das einzige seiner Art auf dem europäischen Festland. Dafür gibt es mehrere Gründe: Der Wasserstoff wird über ein unterirdisches Rohrleitungsnetz (ähnlich einem Erdgasnetz) geliefert, das Haus ist bewohnt, für das Experiment wird ein Wohngebäude-Einzelanschluss verwendet und die Wasserstoffrohre werden über den Verteilerkasten der Hauptversorgung in das Gebäude und anschließend durch die anderen Bereiche des Gebäudes geleitet. Das bedeutet, dass die Testumgebung äußerst realistisch ist.
Im Rahmen von H2@Home werden mehrere Parameter getestet und untersucht:
Was wird zur Installation einer sicheren und zuverlässigen mit Wasserstoff betriebenen Energie-Infrastruktur benötigt?
Wie reagieren bereits bestehende Rohrleitungsnetze und Geräte auf den Wasserstoff?
Welche der Projektanforderungen müssen in den Rechtsvorschriften kodifiziert werden?
Wie können die Bewohner am besten mit Wasserstoff versorgt werde, ohne dabei Sicherheit und Kosteneffektivität außer Acht zu lassen?
Mit dem Experiment sollen diese und mehrere weitere Fragen beantwortet und so eine Blaupause für den sicheren und kosteneffektiven Einsatz von Wasserstoff in dem Gebäude geschaffen werden. Diese soll dann als Pilotprogramm in The Green Village und an anderen Teststandorten in den Niederlanden eingesetzt werden. Das Experiment endet voraussichtlich im Juli 2022.